Dass ein Vater die Frau in den Kreissaal begleitet, war früher undenkbar. Heute ist es mutig, sich dagegen zu entscheiden. Niudad meint: Prüf für dich, ob es wirklich passt – und besprecht eure Wünsche und Ängste als Paar. Natürlich ist deine Frau wahrscheinlich sehr froh, wenn du sie begleitest. Denn du weisst, wie sie tickt, und kannst ihre Anliegen gegenüber Hebammen und Ärzt:innen am besten vertreten. Das ist vor allem wichtig, falls es schwierig wird. Trotzdem nützt es niemandem etwas, wenn du so gestresst und aufgewühlt dabei bist, dass du selber Unterstützung brauchst. Dann ist es vielleicht für alle schlauer, wenn beispielsweise ein Geschwister, die Eltern oder die beste Freundin mit dabei ist.
Spitalzimmer bleiben Spitalzimmer, auch wenn sie für Geburten gemacht sind. Das heisst: Wenn ihr euch für eine Spitalgeburt entscheidet, erwartet euch ein karger Raum mit wenig Atmosphäre und Aufenthaltsmöglichkeiten. In Geburtshäusern ist das etwas anders. Erkundigt euch deshalb frühzeitig, welche Ausstattung euch erwartet und besprecht, wie ihr es behaglich und bequem machen könnt. Zur nötigen «Hardware» können – neben Kleidern, Nécessaire und anderem persönlichem Bedarf – durchaus auch Kissen, eine Yoga- oder Camping-Matte und eine Decke gehören. Eine Geburt dauert. Es kann sein, dass ihr bis zu 24 Stunden oder mehr im Geburtszimmer sein werdet. Neben Kabeln für Handy & Co. bist du vielleicht auch froh um ein Buch oder Ablenkung. Zur «Software» gehört, was Stimmung schafft: Musik, Licht, Duft etc.
Der erste Teil der Antwort ist einfach: Höchstwahrscheinlich auf einem simplen Stuhl oder bestenfalls einem Sessel. Der schwierige Teil der Frage lautet: Wo steht der Stuhl oder der Sessel? Je nach Platzierung wirst du die Geburt ganz anders erleben. Am sichersten und gewohntesten ist der Platz am Kopfende. Dort erlebst du die Geburt aus der gleichen Perspektive wie deine Frau – und wirst den blutigen Teil des Geschehens nicht zu sehen bekommen. Niudad empfiehlt: Kläre für dich im Vorfeld, ob du diesen Platz verlassen möchtest – und besprech deinen Wunsch mit deiner Partnerin. Mute dir nicht zu viel zu. Denn rein visuell ist eine Geburt keine schöne Sache. Denk auch dran, dass euer Kind einem Körperteil entschlüpfen wird, den du in naher Zukunft auch wieder begehren können willst.
Deine erste Aufgabe besteht darin, deine Partnerin im Geburtsprozess so gut zu unterstützen wir du nur kannst. Je nach Phase im Geburtsverlauf kann das ganz Unterschiedliches heissen. Wenn du gut in Verbindung bist, wirst du merken, was es jetzt grad braucht. Deine zweite Aufgabe besteht darin, die Bedürfnisse und Interessen deiner Partnerin gegenüber den Hebammen und Ärzt:innen zu vertreten, wenn ihr selbst dafür die Kraft fehlt. Auch das erfordert einen guten Sinn für die Situation (und weniger ein stures Festhalten an früher getroffenen Abmachungen). Deine dritte Aufgabe besteht darin, in all dem selbst nicht wegzukippen. Sorge gut für dich und erlaube dir auch Pausen. Die Kunst besteht darin, die eigenen Bedürfnisse gut wahrzunehmen, auch wenn du sie (oft) zurückstellen musst, weil du halt grad wirklich nur die Nebenrolle spielst.
Die Geburt kann der schönste Moment deines Lebens werden. Vielleicht wird es eher anstrengend als beglückend. Und schlimmstenfalls wird es der schwierigste Moment deines Lebens. Niemand weiss, wie es wird und wie du dich dabei fühlst. Niudad empfiehlt: Erlaube dir alle Gefühle und verzichte möglichst auf Wertungen. Eine Geburt ist eine existenzielle Erfahrung. Es ist völlig normal, aufgewühlt oder erschüttert zu sein. Falls es emotional heftig für dich wird, bist du froh um Unterstützung. Deine Frau und das Spitalpersonal haben dafür aber weder Zeit noch Nerven. Deshalb macht es Sinn, wenn du dir bereits im Vorfeld eine Vertrauensperson organisierst, die du jederzeit anrufen kannst und die ganz für dich da ist.
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