Wie spiele ich mit einem Baby?

Für die körperliche und psychosoziale Entwicklung eines Kindes ist es wertvoll, wenn der Vater sich von Anfang an aktiv an der Pflege und Erziehung beteiligt. Spielen ist eine der wichtigsten Interaktionsformen zwischen Bezugsperson und Kind. Und dies ab Tag 1.
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«Für den Vater wird das Kind erst so richtig spannend, wenn es reden und gehen kann. Dann kann man so richtig mit ihm spielen.» Solche Sätze hört man immer wieder. Und auch wenn sich Väter heute von Anfang an mehr einbringen im Alltag mit Baby, ist dieser Mythos noch nicht ganz aus den Köpfen verschwunden.  Doch gerade was das spielen betrifft, weiss man es mittlerweile besser.

Spielerisch die Bindung zum Kind stärken 

Heutzutage ist bekannt, dass Babies bereits sehr früh spielen, eigentlich ab Geburt. Denn: alles ist Spiel für das Baby! Die Welt (zusammen) entdecken, wahrnehmen, ausprobieren was der Körper macht, aufnehmen was für Reaktionen von aussen kommen – das alles ist Spielen! Die ersten drei Monate braucht es daher vor allem Körperkontakt. Beim Wickeln, Anziehen, Füttern (das können Männer mit abgepumpter Mutter- oder Säuglingsmilch super machen), Kuscheln, zusammen baden… Und ganz wichtig: Blickkontakt. Das Baby erlebt und erfährt dabei so viel! Väter unterschätzen das häufig. 

Eine weitere wundervolle Möglichkeit ist ein Babymassage-Kurs, da geniesst das Baby die Zeit mit seinem Vater ganz besonders. Und der andere Elternteil darf in dieser Zeit was anderes (oder am besten gar nichts!) tun. 

Und nicht zu vergessen: Baby-talk! «Dadada»…«oigu-oigu-oigu»…«Fröttöttööttöööö» – Je peinlicher euch das ist, umso mehr Spass wird euer Baby dabei haben! Und wenn man den Dreh mal raus hat, macht’s einem selbst genauso viel Spass. 

Ich sehe dich und ich bin da! 

Ab ca. 3 Monaten steht das Greifen im Fokus der spielerischen Auseinandersetzung mit der Welt. Dafür muss nichts gekauft werden. Alltagsgegenstände, deren Oberflächen sich verschieden anfühlen oder die Geräusche machen, eignen sich. Hört auf zu denken: «Ich muss jetzt spielen, was könnte ich dir geben?». Setzt euch, wartet und beobachtet, wo es das Kind mit der Aufmerksamkeit hinzieht, wonach es gegebenenfalls greift. Dann reagiert darauf. So könnt ihr in Interaktion treten. Es braucht nicht viele Ideen um aktiv auf ein Baby zuzugehen, es reicht oft einfach die Spielbereitschaft des Babys «abzuchecken»: für was interessiert es sich gerade? Was macht ihm Freude? Was fesselt seine Aufmerksamkeit? Was kann es immer wieder fasziniert beobachten? Das dann aufgreifen und anbieten, oder einfach nur dabei sein und die Faszination mit dem Baby teilen – das ist bereits mehr als genug. Es geht darum dem Baby das Gefühl zu vermittleln «Ich sehe dich und ich bin da»! 

Sich bewusst Zeit nehmen für sein Kind 

Die Fähigkeit rundum für sein Kind zu sorgen, ist in Vätern wie in Müttern intuitiv vorhanden. Ein (frischgebackener) Vater braucht – wie die Mutter auch – Zeit und Raum, um diese Intuition fruchten zu lassen. Der Faktor Zeit ist daher nicht zu unterschätzen! Wenn nur irgendwie möglich, sorgt dafür genügend Zeit mit eurem Baby zu haben. Väter die ihr Pensum reduzieren (können), erzählen oft, dass sie diese fixen Solozeiten mit dem Baby besonders geniessen.

Andernfalls sorgt zumindest dafür, in der Zeit in der ihr zu Hause seid auch immer mal wieder alleine mit eurem Kind zu sein – ohne Einmischung. Sagt der Mutter bzw. dem anderen Elternteil, dass das für euch wichtig ist! Je mehr Zeit man mit dem Kind verbringt, umso besser lernt man seine Eigenarten kennen, wodurch wiederum besser auf seine Bedürfnisse reagiert werden kann. 

Tipps für Vollzeit arbeitende Väter

Ihr könnt fixe Abende übernehmen, wobei sich die Mutter bzw. der andere Elternteil auch wirklich zurückziehen und euch machen lassen sollte. Und am Wochenende könnt ihr einen oder Minimum einen halben Tag alleine mit dem Kind Zeit verbringen. Das stärkt nicht nur die Bindung zum Kind, sondern die Familie im Allgemeinen, denn auch die andere Bezugsperson profitiert sehr von einer starken Vater-Kind-Beziehung. 

Dabeisein ist alles! 

Mit dem Baby in der Trage kann man so gut wie alles machen – von Kochen über Putzen bis zum Einkaufen. Nehmt das Kind zu euch, es wird es geniessen! Nutzt zudem die örtlichen Angebote der Mutter- und Väterberatung für alle eure Fragen. Oft findet ihr diese an Orten, an denen es auch Spielmöglichkeiten und andere Kinder gibt – und im besten Fall auch Zeit für einen Kaffee und ein Gespräch mit einem anderen Mami oder Papi.

Und als letzter Tipp: Babyjahre von Remo Largo lesen. Darin findet Ihr wertvolle Hinweise, welche Euch (am besten bereits im Vorfeld) helfen zu verstehen, wie Babies ticken, was man von ihnen in welchem Alter erwarten kann, was sie mögen und wie sie in welchem Alter reagieren. 

Dieser Beitrag stützt sich auf ein Interview mit Tanja Kiefer, Leiterin der Mütter- und Väterberatung des Bezirks Laufenburg im Aargau. Tanja Kiefer ist gelernte Kinderkrankenschwester, später machte sie ein Nachdiplomstudium in Mütter-Väter-Beratung, in dem sie sich u.a. eingehend mit Themen rund um Erziehung, Entwicklung, Pflege, etc. befasste. Sie ist Mutter von einem 11-jährigen Sohn. 

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