Wie Mütter väterliches Engagement fördern können

Guter Wille allein reicht nicht: Das können Frauen tun, damit Männer ihre Hälfte der Verantwortung für Familie und Haushalt übernehmen.

1 Der Vater-Kind-Beziehung Raum und Zeit geben.

Historisch betrachtet sind Kinder Frauensache. Auch wenn das längst nicht mehr gilt, betreten Männer in der Kinderbetreuung bis heute «fremdes Terrain». Väter haben zudem – mit nur 2 Wochen Vaterschaftsurlaub – in den ersten Monaten meistens deutlich weniger Zeit mit dem Baby als die Mütter. Deshalb ist es unerlässlich, dass sie üben, lernen und Vertrauen in die väterliche Selbstwirksamkeit entwickeln können. Die Praxis zeigt: Dafür brauchen Väter Betreuungszeiten, in denen sie ganz allein für euer Kind verantwortlich sind. Unsere wichtigste Empfehlung: Ermögliche solche Zeiten! Natürlich musst du dafür allfällige Bedenken nicht einfach über Bord werfen. Frag dich, was möglich ist. Bereits kurze Zeitfenster von wenigen Minuten stärken die väterlichen Betreuungskompetenzen! Von dort aus könnt ihr Schritt für Schritt ausbauen.

2 Kritische Distanz zu den eigenen Ansprüchen wahren.

Mütter stehen unter stärkerer Beobachtung als Väter. Sie fühlen sich oft besonders in der Pflicht, ihre mütterlichen Qualitäten unter Beweis zu stellen. Sie legen dadurch leicht einen strengen Massstab an, wenn es um ihre eigenen Betreuungskompetenzen geht – und oft auch bei ihren Partnern. Das stresst. Und kann schnell demotivierend wirken. Denn wenn Männer das Gefühl haben, sie könnten es ihrer Partnerin eh nie recht machen, werden sie die Bemühungen recht schnell einstellen. Das führt zu beidseitigem Frust. Deshalb empfehlen wir dir eine gesunde Distanz zu deinen eigenen Ansprüchen – auch dir selbst zuliebe. Dabei hilft eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Mütterlichkeitsmythen. Denn Mutterliebe ist etwas Anderes als selbstlose Aufopferung immer und überall.

3 Eigenständige Herangehensweisen anerkennen.

Versteh uns nicht falsch: Natürlich «darfst» du Sicherheits- und Hygienestandards einfordern, um dein Baby vor Unfällen und Krankheiten zu schützen. Wenn du den Vater eures Kindes möglichst aktiv an der Kinderbetreuung beteiligt haben willst, gelingt dies aber am besten, wenn du dir immer in Erinnerung hältst: Alles andere ist letztlich eine Frage des persönlichen Stils. Gib ihm den Freiraum, damit er seinen eigenen Weg finden kann. Das ist vielleicht manchmal etwas stressig – aber bestimmt sehr viel weniger stressig, als wenn alle Arbeit an dir hängen bleibt. 

4 Wertschätzen ja, Beurteilen nein.

Mit Lob ist es so eine Sache: Einerseits ist es toll, gelobt zu werden. Andererseits kann es sich merkwürdig anfühlen, wenn man(n) gelobt wird. Denn Lob vergibt die Expertin, die damit die Leistung ihres Schülers qualifiziert. Und das macht die Sache mit dem Loben leicht ziemlich vergiftet. Denn für die meisten Männer ist die «Schülerrolle» wenig attraktiv. Und vielen Frauen ist es nicht bewusst, dass sie mit ihrem Lob nicht nur würdigen, sondern auch eine Machtposition markieren. Deshalb lautet unsere Empfehlung: Wertschätzung ist hilfreich. Sie transportiert die Aussage: «Ich sehe und schätze, was du leistest». Das ist aber etwas anderes als die Rückmeldung, «das hast du aber gut gemacht». Solche Beurteilungen bringen eure Elternbeziehung in Schieflage. Deswegen solltest du lieber darauf verzichten.

5 Den Vater Schritt halten lassen.

Wenn das erste Kind zur Welt kommt, sind beide Elternteile ähnlich ahnungslos. Doch das ändert sich schnell: In den meisten Familien ist es immernoch so, dass die Väter ihre Energie schnell wieder in die Erwerbsarbeit stecken, während die Mütter innert kürzester Zeit grosse Kompetenzen in der Kinderbetreuung erwerben. Das ist eine zweischneidige Sache Denn je grösser der mütterliche Kompetenzvorsprung ist, umso «rationaler» ist es, wenn der Mann ihr die Arbeit überlässt… Wir empfehlen, dem bewusst entgegen zu steuern. Denn je grösser der Abstand wird, umso schwieriger ist die Lücke wieder zu schliessen.

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