Egalitäre Aufgabenteilung schützt Familien vor Armut

Ein neuer Bericht des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) zeigt: Je ausgeglichener Mütter und Väter zum Familieneinkommen beitragen, umso geringer ist das Armutsrisiko für die Familie.
Vater mit Kindern, Swissdads
Foto: Johan Bävman, swissdads

«Die wirtschaftliche Situation von Familien in der Schweiz» haben Forscher:innen des Berner Büros BASS im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen untersucht und dabei unter anderem einen Schwerpunkt auf die Zeit rund um die Familiengründung gelegt. Das BASS-Team kommt dabei zum Schluss, dass ähnliche Erwerbsbeiträge beider Eltern zum Familieneinkommen Schutzfaktor Nummer 1 vor familiärer Armut sind: «Je höher der Anteil der Frau am Erwerbseinkommen, desto geringer das Risiko einer (sehr) prekären finanziellen Situation.» Dieser Effekt ziehe sich durch sämtliche Bildungs- und Einkommensschichten.

Traditionelle Aufgabenteilung ist immer noch die Norm

Das ist für werdende Eltern deshalb wichtig zu wissen, weil die Schweizer Durchschnittsfamilie mit der Geburt des ersten Kindes – mehr oder weniger freiwillig – zu einer eher traditionellen Aufgabenteilung zurückkehrt. Der Bericht beziffert diesen Effekt: Vor der Geburt des ersten Kindes steuern die Frauen in 46% der Haushalte mindestens gleich viel wie die Männer zum Familieneinkommen bei. Mit der Geburt sackt dieser Anteil ab. Ein Jahr nach der Geburt sind es nur noch 14% der Frauen, die vergleichbar viel Geld verdienen wir die Männer. Das ändert sich auch nicht nach der betreuungsintensiven Kleinkindphase: «In der Schweiz haben die Mütter gegenüber den Vätern längerfristig eine Einkommenseinbusse von 67%», haben die Forscher:innen errechnet. Und: «Haushalte, in welchen die Mütter nicht erwerbstätig waren oder die Erwerbstätigkeit sehr stark eingeschränkt hatten, haben 15 Jahre nach der Geburt des ersten Kindes ein deutlich höheres Risiko, nur über (sehr) geringe Mittel zu verfügen.»

Armutsrisiko sinkt , wenn Mütter mehr arbeiten

Engagieren sich Mütter stärker in der Erwerbsarbeit, muss in dieser Zeit jemand anders die Kinder betreuen. Einen Teil davon übernehmen die Väter, die immer häufiger Teilzeit arbeiten und in den letzten 20 Jahren ihre Erwerbsarbeitszeit um rund fünf Stunden reduziert haben. Einen anderen Teil übernehmen Kitas & Co. Das zahlt sich aus: «In allen Einkommensklassen ist die Inanspruchnahme von institutioneller Kinderbetreuung mit höheren Erwerbseinkommen der Mütter und damit selteneren finanziell prekären Situationen verbunden», steht im Forschungsbericht. Auch der Umkehrschluss stimmt: «Mütter aller Einkommensklassen reduzieren das Einkommen deutlich weniger stark, wenn institutionelle Kinderbetreuung genutzt wird.»

Die Schlussfolgerung ist klar: Während früher in der Schweiz ein Lohn genügte, um die Familie finanziell durchzubringen, ist das traditionelle Ernährermodell für Familien heute ein Armutsrisiko. Vor dem finanziellen Abrutschen schützt ihr euch am besten, indem ihr auch nach der Familiengründung beide ein starkes Standbein im Erwerbsleben behaltet – und bei Bedarf auch Angebote der familienergänzenden Kinderbetreuung nutzt.

Bischof, Severin; Kaderli, Tabea; Liechti, Lena; Guggisberg, Jürg (2023). Die wirtschaftliche Situation von Familien in der Schweiz. Die Bedeutung von Geburten sowie Trennungen und Scheidungen. Bern: Büro Bass im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen

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