Der «Good enough»-Dad

Werdende Väter spüren nicht nur hohe Erwartungen von ihren Partnerinnen und ihrem Umfeld, sondern setzen sich auch selbst unter Druck. Nicht der «Superdaddy» ist in dieser Situation ein hilfreiches Leitbild, sondern der «Good enough»-Dad.

Väter zeigen heute mehr Präsenz in der Familie und übernehmen mehr Verantwortung für die unbezahlte Care- und Hausarbeit als die Generation vor ihnen. Das tut dem Kind, der Partnerin und vor allem den Väten selbst gut. Trotzdem ist Vaterschaft für die meisten Männer unbekanntes Terrain. Die wenigsten Männer haben in der Jugend als Babysitter Erfahrungen im Umgang mit Kleinkindern gesammelt. Die wenigsten Männer hatten überhaupt schon einmal Kontakt zu einem Neugeborenen, bevor sie selbst Väter werden. Es ist darum nicht verwunderlich, wenn du dich in dieser Situation fragst, ob du der Herausforderung gewachsen bist.

Werde ich spüren was mein Kind braucht? Werde ich mein Kind so annehmen und lieben können wie es ist? Kann ich den Erwartungen gerecht werden, einen sicheren Rahmen für die Familie zu bieten?

Lass dich nicht abhängen

Hier hilft es, wenn du dir bewusst machst: Elternschaft ist ein Lernprozess, bei dem sich Mutter wie Vater innert kurzer Zeit ganz viele neue Kompetenzen aneignen müssen. Es ist nicht so, dass Frauen irgendwie von Natur aus besser wissen, was Babies brauchen. Wegen der ungleichen Verteilung des Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaubs ist es aber so, dass die frisch gebackenen Mütter faktisch gezwungen sind, sich die nötigen Kompetenzen anzueignen. Wenn der Vater nach zwei Wochen schon wieder zur Arbeit muss, wächst der Kompetenzvorsprung der Mutter. Hier ist es wichtig, dass du dich nicht von Anfang abhängen lässt und beispielsweise dafür sorgst, dass du regelmässig Zeit alleine mit dem Kind verbringst. Denn so gewinnst du Routine und Sicherheit. Und das ist wichtig.

Denn mach dir klar: Du musst zumindest in der Lage sein, 24 Stunden allein für dein Baby zu sorgen. Es kann immer etwas passieren, was es notwendig macht, dass du die Betreuung kurzfristig ganz allein übernehmen musst. Das gilt auch für Paare die eine traditionelle Rollenverteilung gewählt haben, in der die Mutter die meiste Zeit für das Kind sorgt.

An Grenzen stossen ist normal

Abgesehen von dieser Minimalanforderung gilt: Du musst nicht alles wissen und nicht alles können. Ein guter Vater zeichnet sich nicht dadurch aus, dass er immer alles im Griff hat. Im Gegenteil: Als Vater an Grenzen zu stossen, ist völlig normal. Sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen, ist deshalb kein Zeichen eigener Unfähigkeit, sondern Ausdruck der eigenen Bewältigungskompetenz! Es geht nicht darum, der Superdaddy zu sein, der alle anderen Väter aussticht. Es geht darum, ein «hinreichend guter Vater» zu sein.

Um herauszufinden, was das für dich bedeutet, empfehlen wir dir eine Frage, die den Blick von der Zukunft zurück wirft: «Was soll mein Kind später einmal über seinen Vater erzählen?» Nimm deine Antwort auf diese Frage als Kompass dafür, wie du Vater sein willst.

Foto: Toa Heftiba auf Unsplash

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