Baby weint? Ruhig bleiben

Schlafmangel, das Gefühl, überfordert zu sein? Reflexe, die man sich aneignen sollte, um ein Schütteltrauma in jedem Fall zu verhindern.

Neugeborene schlafen in den ersten Tagen und Wochen viel. Es kommt aber auch vor, dass sie häufig weinen. Das kann für die Eltern extrem anstrengend und belastend sein. Für Babies ist weinen aber auch eine Möglichkeit zu kommunizieren, wie zum Beispiel kleine Geräusche zu machen, die Beine und Arme zu bewegen oder zu lächeln! Für Babies ist es lebenswichtig, mit den Eltern zu kommunizieren und in Verbindung zu sein. Es weiß, dass die Bindung zu einem Erwachsenen ihm das Leben ermöglicht.

Es ist wichtig zu wissen, dass das Weinen eines Babys nicht zwangsläufig bedeutet, dass es ihm schlecht geht. Es kann auch bedeuten, dass es müde ist und es Zeit für ein Nickerchen ist. Es kann aber auch Schmerzen ausdrücken. So haben viele Säuglinge abends Koliken, die schmerzhaft sind und der Grund für das Weinen sind.

Auf jeden Fall kann wiederholtes Weinen nach einem langen Tag bei der Arbeit oder anderswo für die Eltern verunsichernd oder sogar ärgerlich sein. Vor allem, wenn trotz aller Versuche nichts gegen das Weinen hilft. In solchen Situationen muss man sich der Risiken eines «Schütteltraumas» bewusst sein. Es ist zwar legitim, sich über ein schreiendes Baby zu ärgern, aber ein Säugling darf auf keinen Fall geschüttelt werden, auch nicht kurz .

Ein Schütteltrauma tritt auf, wenn ein Erwachsener ein Neugeborenes schüttelt. Die Häufigkeit dieses Phänomens wird oft unterschätzt, da nur ernste Situationen, die zu einer Krankenhauseinweisung oder zum Tod führen, ermittelt werden. In der Schweiz sterben jedes Jahr etwa zehn Säuglinge an dieser Misshandlung. Bei einer extrem schnellen und kurzen Erschütterung liegt das Risiko, dass ein Baby stirbt, bei 15-23%, da das Gehirn eines Babys empfindlich und die Muskulatur, die den Kopf hält, noch nicht entwickelt ist! Wenige Augenblicke können das Leben des Kindes und seiner gesamten Umgebung endgültig verändern. «In meiner Laufbahn hatte ich leider mit einigen Fällen zu tun, in denen Babys geschüttelt wurden. Einige von ihnen starben. Jedes Mal hatte ich den Eindruck, dass die Überforderung eines kurzen Augenblicks riesige und vermeidbare Konsequenzen mit sich brachte», sagt Tony Fracasso, Rechtsmediziner und Leiter der Westschweizer Einheit für forensische Medizin und Bildgebung am Westschweizer Universitätszentrum für Rechtsmedizin. Er ist Initiator einer Sensibilisierungskampagne zur Verhinderung von Schütteltraumata.

Die richtigen Reflexe

In einem der Ausschnitte aus der Kampagne hört man die 30-jährige Mutter Jeanne darüber sprechen, wie schwierig es ist, angesichts des anhaltenden Schreiens ihrer Tochter die Selbstkontrolle zu behalten: «Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich habe Agathe in ihr Bettchen gelegt, um sie in Sicherheit zu bringen, (…) ich habe mir Kopfhörer aufgesetzt und Musik gehört. Dann habe ich Freundinnen angerufen, damit sie vorbeikamen, weil ich wirklich am Boden war.» Bevor man ein Neugeborenes wieder in den Arm nimmt, ist es unbedingt nötig, wieder zur Ruhe kommen. Bei Beherrschungsverlust oder wenn Wut aufsteigt, sollte unbedingt Hilfe geholt werden. Oft ist in solchen Situationen die Partnerin/der Partner nicht da. Die Lösung: einen Freund oder Verwandte anrufen, das Baby in seinem Bettchen schreien lassen und erst nach 20 Minuten wiederkommen, wenn man sich beruhigt hat, um zu sehen, ob sich die Situation verbessert hat.

Willst du mehr über dieses Thema wissen? Der Verein Schreibabyhilfe bietet Informationen und ein Factsheet mit Handlungsempfehlungen und Notfallnummern.

Dr.med. Ulrich Lips, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Kinderspital Zürich informiert in einem Radiobeitrag über die Ursachen und Folgen der Schütteltraumata und zeigt auf, wie Eltern und Betreuungspersonen dieses vermeiden können.

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